Intensive Farben – lautstarkes Handeln – Fotomotive wie aus dem National Geographic: Chinatown ist Bangkoks Umschlagsplatz für Gemüse, Obst, Blumen, Fisch und Fleisch. Und einer meiner liebsten Orte in Bangkok. Das meiste davon, was du auf Straßenständen zu dir nimmst, stammt höchstwahrscheinlich aus dem Viertel im Herzen Thailands Hauptstadt. Darum ist Chinatown auch der vielleicht beste Ort für frisch zubereitete Speisen in ganz Bangkok. Du bekommst zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit geniales Streetfood, dennoch unterteilt sich ein Tag in Chinatown in zwei Phasen:
Morgens bis zum späten Nachmittag: riesige Körbe an frischem Gemüse und Obst, es herrscht reges Markttreiben und Gewusel in den Seitengassen. Zutaten kaufen, handeln oder Fotos machen. Unter Tags merkt man, dass die tüchtigen Chinesen in Bangkok ihren Geschäften nachgehen. Ein ganz normaler Markttag im Chinesenviertel.
Abends ab Sonnenuntergang: Die Marktstände müssen Garküchen und Restaurants weichen. Sobald die Sonne den Chao Praya River küsst, herrschen die Köche über Chinatown. Sie verwandeln das Viertel in einen Hotspot für Feinschmecker. Chinesische Gerichte, Thaifood, seltene Spezialitäten: es gibt hier nichts, was es nicht gibt.
Nach dem ersten Streetfood-Guide in Bangkok nehme ich dich heute wieder mit nach Thailand. Genauer nehmen wir Chinatown gemeinsam unter die Lupe.
Sampeng Lane und Yaowarat Road – Gedränge im Herzen Chinatowns
Irgendwie scheint es so, als liege die Tagestemperatur in Chinatown immer 4-5 Grad über der normalen Temperatur in Bangkok – und die ist schon unbeschreiblich hoch! Zwischen den Ständen und engen Gässchen des Viertels drängen sich täglich so viele Menschen, dass wohl die Körperwärme jedes Einzelnen ihr übriges tut, um die Luft aufzuheizen.
Wer Platzangst hat, sollte Chinatown unbedingt in den frühen Morgenstunden kurz nach dem Sonnenaufgang besuchen. Dann ist die Luft noch verhältnismäßig klar und zwischen den Chinesen tummeln sich nur vereinzelt Touristen.
Die zwei Hauptschlagadern Chinatowns sind die Yaowarat Road und die Sampeng Lane. Erstere ist nach dem thailändischen Namen des Viertels benannt – Chinatown wird auf Thai als „Yaowarat“ bezeichnet. Während die Yaowarat Road dicht befahren von Taxis und Tuktuks ist, zweigt die Sampeng Lane davon ab und ist nur für Fußgänger gedacht. Die Sampeng Lane ist gerade einmal so breit, dass zwei Fußgänger knapp nebeneinander durchgehen können. Mit Körperkontakt. Links und rechts der Einkaufsstraße werden Waren fast aller Art angeboten: Gewürze, Gemüse, Haarbänder, Kosmetikartikel, Stoffe, Obst und vieles mehr.
Der Blick auf die Sampeng Lane von oben. Wer Berührungsängste hat, sollte diese enge Gasse entweder früh morgens besuchen oder ihr lieber aus dem Weg gehen.
Auch eine große klimatisierte Einkaufshalle gibts es in Chinatown – man muss ja schließlich mit der Zeit gehen. Die Halle ist allerdings nur bis Mittag geöffnet. In der Einkaufshalle werden Zutaten gleich Säcke- oder gar karrenweise verkauft. Mit ein bisschen Chilli gibt sich nämlich kein Restaurant zufrieden. Dieser Ort ist prädestiniert für ein kleines Päuschen von der Hitze der Straßen.
Chinatown ist da, wo die Farben explodieren
Ich dachte immer, der Naschmarkt in Wien ist schon üppig. In Chinatown wurde ich des besseren belehrt. Hier reiht sich ein Augenschmaus an den nächsten – und das in einer Fülle, die mich ein wenig ans Schlaraffenland erinnert. Kiloweise Bananen, Limetten, Zwiebeln und Knoblauch werden möglichst attraktiv angeboten. Das Auge isst mit und eine ansprechende Präsentation ist für Thais ein wichtiges Kriterium beim Lebensmitteleinkauf. Lust auf Obst? Unbedingt hier zuschlagen!
Kleine Bananen, große Bananen, gelbe Bananen, grüne Bananen: Wer die Wahl hat, hat die Qual in Chinatown.
So sehen Mangos in Thailand aus – sie haben mit den bei uns in Europa erhältlichen Früchten wenig gemein. Auch nicht den Geschmack. Denn die länglichen gelben Früchte schmecken tausend Mal intensiver als die teuerste Flugmango, die man in Österreich bekommen kann.
Süßes Detail: Selbst die Knoblauchsäcke werden in asiatischer Manier mit Cartoonfiguren bedruckt.
Blumenmeer im Herzen Bangkoks
Jedes Mal wieder bin ich über die Farbenpracht der Blumen in Chinatown erstaunt. Entlang der Straßen sitzen junge Frauen neben knorrigen Omas und basteln aus hunderten Blüten wahre Kunstwerke. Der Blumenschmuck, den man in Bangkok an jeder Ecke sieht, stammt aus Chinatown. Mit flinken Fingern werden hier Blüten aufgefädelt und zu Glücksbringern geformt, die die Thais an den Tempeln niederlegen. Auch Taxifahrer hängen die Blumenketten gerne ins Auto – es soll ihnen Glück und Geld bringen. Außerdem verzieren Blumen die Geisterhäuschen und stimmen so die Hausgespenster milde. Wer bisher noch nicht über die Blumenfrauen (diese Tätigkeit wird nie von Männern ausgeführt!) gestolpert ist, sollte dringend seiner Nase folgen und ihr eine kleine Auszeit von den Abgasen gönnen.
Geschlossene Lotusblüten sind ein beliebtes Mitbringsel von Gläubigen für den Tempelbesuch.
Abendliches Foodie-Glück in Chinatown
Während am Tag die Straßenhändler über Chinatown herrschen, übernehmen des nächtens Köche, Restaurants und Garküchen das Kommando. An jeder Ecke duftet es nach frisch Gekochtem und man munkelt, in Chinatown gäbe es den besten Fisch in ganz Bangkok. Wer gern ruhig und idyllisch dinniert ist hier allerdings an der falschen Adresse. Es geht quirlig und fröhlich zu und man spürt, dass sich Thais und Chinesen gleichermaßen aufs große Schlemmen freuen.
Wundere dicht nicht, dass du auch in guten Restaurants in Chinatown einen Platz an der Straße zugewiesen bekommst. Es ist gang und gebe, auf Plastikstühlen zu sitzen, während unmittelbar hinter dir ein Auto den Weg kreuzt. Das gehört dazu und wenn man nach einem anstrengenden Tag in Bangkok keine Lust auf hochintellektuelle Konversationen hat, ist Chinatown der coolste Ort zum Peoplewatching. Da steht der hungrige Chinese mit seiner Schüssel Nudelsuppe dem vorsichtigen Touristen gegenüber, der sich kaum traut ein gut durchgebratenes Stück Huhn zu kosten. Ein Bild für Götter!
Das solltest du in Chinatown kosten:
- Seafood vom Grill – weil es fast nirgendwo sonst eine so beeindruckende Auswahl an Meeresfrüchten gibt. Restaurant-Tipp: T & K Seafood auf der Yaowarat Road.
- Gebratene Melonenblätter – weil ein Teller davon ausreicht, um glückselig ins Hotelbett zu fallen.
- Sesambällchen in Ingwersirup („Bua Loy Nam King“) – weil die Mochi-ähnlichen Teigbällchen mit Sesamfüllung die perfekte Mischung aus süß und scharf ist, wie sie in lauwarmem Ingwersirup schwimmen.
So kommst du nach Chinatown:
Wenn du rund um die Khao San-Road schläfst, erreichst du Chinatown bequem zu Fuß. Halte dich in Richtung Königspalast und Chao Praya Fluss.
Von anderen Gegenden aus, zum Beispiel Sukhumvit, Silom, Riverside oder On Nut, ist Chinatown etwas umständlicher zu erreichen.
Auf dem Fluss:
Vom Saphan Taksin Pier aus ein River Taxi nehmen und beim Tha Ratchawong oder beim Tha Saphan Phut (Tha = Pier) aussteigen. Die Fahrt auf dem Chao Praya ist sehr unterhaltsam und soll eigentlich bei jedem Bangkok-Besuch dazugehören. Du kommst dabei an einigen Wahrzeichen Bangkoks vorbei, wie den Top-Hotels (Mandarin Oriental) oder dem Wat Arun (Tempel der Morgenröte). Aber Achtung! Beim Einsteigen wird man als Tourist gerne abgezockt: Also nicht auf teure Touri-Dschunken steigen! Die Flusstaxis fahren täglich nur bis etwa 19.00 Uhr.
Mit der MRT:
Die MRT ist Bangkoks U-Bahn. Mit ihr gelangst du über die Haltestelle „Hualamphong“ nach Chinatown. Von hier aus ist es nur ein kurzer Spaziergang von 5-7 Minuten ins Viertel.
Mit dem Tuktuk oder Taxi:
Abends oder nachts gelangt man nur sehr schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Chinatown. Die Fähren fahren nur bis etwa 19.00 Uhr und die MRT bis 23.00 Uhr. Danach bleibt fast nichts anderes übrig, als ein Taxi oder Tuktuk zurück ins Hotel zu nehmen.
Sobald du anstatt Thaibuchstaben chinesische Schriftzeichen auf den Straßenschildern siehst bist du richtig.
2 Comments
… ICH AUCH FERNWEH!!!!!
Das scheint wohl ein Familienvirus zu sein.
Wir sollten einen Familytrip nach Bangkok machen ! Was meint ihr?
Ich mach in Thai Massaaaaage und ihr in „noch die letzten unentdeckten Gassen erobern“ und abends…
kosten wir uns durch! 😉
Göttlich! – Göttlich! – Göttlich!
Ich will sofort wieder hin! Danke für’s Fernweh machen Conny… 🙂