Brennnesseln sind jetzt nicht gerade das Nonplusultra, wenn man an kulinarische Höhepunkte denkt. Sie sind einfach ziemlich unsexy, wie sie unser Gärten mit ihren brennenden Bärten überwuchern und man ihnen nur im Ganzkörper-Schianzug Herr wird. Dabei sind Brennnessel gar nicht so übel, wenn man mal weiß, wie sie zu handhaben sind. Ich hab nämlich das Experiment gewagt – noch einmal! – und nach meinem gescheiterten Brennnessel-Spinat einen Brennnessel-Brötchenkranz gebacken. Und es war gut. Ausgezeichnet sogar. Aber zunächst alles von vorne!
Mein Garten wird jedes Jahr von diesem fiesen Kraut heimgesucht. Manche von ihnen sind ganz klein, andere sind ungefähr so gr0ß wie ein Basketballspieler zu seinen besten Zeiten. Nachdem ich im Herzen ein ziemliches Öko-Mädl bin, dachte ich mir, dass man das doch irgendwie nützen könnte. Für was zum Essen, weil das riecht und schmeckt besser als Jauche, die ich auch schon einmal „zubereitet“ habe. Aber ich schweife ab. Brennnesselbrot. Es schmeckt herrlich. Würzig und grün und intensiv, sodass es nur ein bisserl Butter zur Jause braucht. Die Brötchen selbst sind aus Dinkelmehl und mit frischem Germ geht der Teig schön auf, sodass sie fluffig und saftig zugleich sind. So ein Brötchenkranz macht aber auch richtig was her – warum bin ich nicht schon längst drauf gekommen, Brot so herzallerliebst zu drapieren? Egal – es ist absolut nachbackenswert und trotz der Gefahren der Brennnesselernte auch für Germteig-Neulinge zu meistern.
Das Brennnesselbrot ist
- wunderbar fluffig
- bestimmt der Kracher auf deinem Frühstückstisch
- eine echte Augenweide
- aus Dinkelmehl gebacken
- am besten wenn du es am Backtag isst
- aus Germteig gebacken
Brennnessel ist doch tatsächlich gesund.
Ja, Brennnesseln zählen wirklich zu den traditionellen europäischen Heilkräutern. Bestimmt weiß deine Oma oder deine Uroma ganz genau drüber Bescheid, wie sie das lästige Unkraut einsetzen kann. Falls nicht, verrate ich dir heute ein paar davon:
- Brennnesseln tut deinem Eisen-Haushalt gut. Eisenmangel führt zu Müdigkeit und Erschöpfung und dagegen hilft die vor Eisen nur so strotzende Brennnessel. In ihr steckt zwei bis viermal soviel Eisen wie in einem Rindersteak oder einer Portion Spinat.
- Früher wurde Medizin aus Brennnessel zur Pflege von Leber und Galle eingesetzt und auch, um die Verdauung wieder auf Vordermann zu bringen.
- Für die Schönheitsköniginnen unter euch: Brennnesseltee als Gesichtswasser lindert Akne und Ekzeme auf ganz sanfte Art.
- Sollte sich einmal eine lästige Blasenentzündung eingeschlichen habe, kann der Tee aus Brennnesseln ebenso helfen. Der Tee spült die Harnwege durch und sorgt dafür, dass Krankheitserreger aus dem Körper gespült werden.
Na gut, Brennnesseltee ist nun nicht jedermanns Sache. Aber vielleicht beginnst du deine Brennnessel-Reise ja mit meinen Brötchen.
Brennessel-Brötchen – für 8 bis 10 Stück
- 100 g Brennnesselblätter, gewaschen und trocken geschleudert
- 350 g Dinkelmehl Type 630
- 1 TL Salz + etwas mehr zum Bestreuen
- 15 g frischer Germ
- 200 ml Buttermilch
- 1 TL Zucker
- 5 EL Olivenöl
Die Stengel der Brennnesseln mit einer Schere entfernen. 10 schöne Brennenesselblätter für die Deko beiseite legen, den Rest grob hacken. Das Dinkelmehl mit dem Salz in einer Rührschüssel mischen. Die Buttermilch in einem Topf lauwarm erhitzen, vom Herd nehmen und den Germ hineinbröckeln. Den Zucker zur Buttermilch geben und so lange rühren, bis sich der Germ aufgelöst hat. Das Mehl mit dem Buttermilch-Gemisch und 3 EL Olivenöl in der Schüssel verkneten, sodass ein glatter Teig entsteht. Ich habe dafür die Küchemaschine verwendet. Nun die gehackten Brennnesseln unterkneten. Den Teig für die Brennnessel-Brötchen zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Das dauert etwa 45 Minuten.
Nach der Gehzeit den Teig noch einmal gut durchkneten und auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche zu gleichmäßigen Brötchen formen. Die Kugeln auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech zu einem Kranz legen. Die Oberfläche der Brötchen mit dem restlichen Olivenöl bestreichen und mit Brennesselblättern belegen. Mit etwas Salz bestreuen. Den Kranz noch einmal an einem warmen Ort gehen lassen – etwa 15 Minuten oder solange, wie der Backofen zum Vorheizen braucht.
Die Brötchen sollten dann auf mittlerer Schiene bei 200° Ober-/Unterhitze etwa 18 Minuten goldbraun backen. Aus dem Rohr holen und vollständig abkühlen lassen.
Wie kommst du nun zu den aromatischen Brennnessel-Spitzen? Die Lösung ist einfach wie effektiv: Handschuhe aus Plastik oder Latex. Und zwar die handelsüblichen Küchenhandschuhe zum Putzen. Sie sind wasserdicht und halten die kleinen fiesen Härchen ab, die unsere Haut vergiften.
Wichtig ist beim Brennnessel-Pflücken, dass du zügig arbeitest. Schnell die Blättchen pflücken, unter fließendem Wasser waschen und fein hacken. Erst dann, wenn die Blättchen im Brot verarbeitet sind solltest du die Handschuhe ausziehen. Aber keine Angst, während des Backens verlieren die Blätter ihr Kitzeln und du kannst sie ganz und gar genießen.
1 Comment
Hier bei mir in Apulien(Italien) gibt es leider keine Buttermilch geht auch Kevier? Oder Milch mit etwas Zitronensaft? 🤔Was meinst Du?Ciao Bettina