Eigentlich sind mir Neujahrsvorsätze komplett egal. Also wirklich. Während sich andere zu Silvester schon Gedanken darüber machen, wie sie ihre Vorsätze spätestens im März brechen, lache ich und fühle mich wohl in meiner untugendhaften Haut. Heuer war es allerdings ganz anders. Ich wachte am 02. Jänner schon mit einem anderen Lebensgefühl auf. Und dieses Gefühl – unaussprechlich und schön und herausfordernd – hat sich im Laufe der Tage in mir manifestiert. So schreibe ich diese Zeilen, so selbstverständlich wie ich es bisher nie konnte:
2015 werde ich lernen, mit meiner Krankheit umzugehen. Eine Krankheit, deren Krallen mich vermutlich nie wieder loslassen, die mir schon unendlich viele Stunden geraubt und mit Schmerz erfüllt hat.
Ich werde sie analysieren, sie kennen lernen (noch besser, als ich es ohnehin schon tue) und vielleicht werde ich sie am Ende akzeptieren. Hoffentlich. Dieses Jahr steht unter dem Motto #recover2015.
Leider gehört die Krankheit, die mich jetzt schon beinahe 10 Jahre begleitet, nicht gerade zu den recht nett klingenden Erkrankungen. Es ist eher so eine, bei deren Aussprache die Menschen die Nase rümpfen und man ihnen ansieht, wie sich das „örgs“ oder „wuäää“ in den Köpfen formuliert.
Bei der Krankheit handelt es sich nämlich um eine sogenannte „chronisch entzündliche Darmerkrankung„. Näher möchte ich heute und hier auch nicht auf die Details eingehen. Aber ja genau – es ist so eine, bei der man stundenlang auf der Toilette eingeschlossen ist. Die solche Schmerzen im Bauch hervorruft, dass man Erbrechen muss, bevor man das Bewusstsein verliert. In den schlimmsten Zeiten täglich.
Das klingt dramatisch. Ist es auch – meistens. Aber mittlerweile muss ich mir eingestehen, dass diese Krankheit da ist und ich wohl eher mit ihr leben muss, als ständig dagegen anzukämpfen. Mir die Schmerzen nicht eingestehe und trotzdem so weitermache, als wäre alles in bester Ordnung. Mittlerweile ist diese Tarnung schon so perfektioniert, dass nur die wenigsten meiner Mitmenschen es bemerken, wenn sich ein Anfall anbahnt. So wie bei einem Clown, dessen Maske perfekt ist. Der lacht und tanzt, obwohl ihm in Wirklichkeit gar nicht zum Fröhlichsein zumute ist. Und er macht so lange weiter, bis seine Tränen die Fassade aus Theaterschminke zu einer hässlichen Fratze verlaufen lassen. Das möchte ich nicht. Ich möchte nicht dieser Clown sein. Meine Mascara ist schließlich wasserfest.
2015 möchte ich lernen, mit meiner Krankheit zu leben, anstatt dagegen.
Denn um ehrlich zu sein: ich habe das ständige „dagegen“ satt. Es ist anstrengend. So vieles habe ich schon „dagegen“ unternommen. Vieles davon half, anderes wiederum war schlichtweg nutzlos oder half bestenfalls dem Geldbeutel des Helfenden. Und einiges davon machte es sogar schlimmer.
Darum bedeutet #recover2015 für mich:
- Finde heraus, ob etwas Anfälle begünstigt und im Idealfall auch, was sie auslöst. Egal ob Körperliches, Geistiges oder Seelisches.
- Sei offen für Neues, ohne deinen Hausverstand dabei auszuschalten.
- Tu dir Gutes. So viel wie möglich: Umgib dich mit Menschen, die es wirklich gut mit dir meinen. Esse gesund und ausgewogen. Schlafe viel. Trink ausreichend. Lerne die Natur wieder zu lieben.
- Höre wieder darauf, was dein Körper sagt.
2014 habe ich durch wahninnig tolle Menschen wieder erfahren, dass ich nicht alleine mit diesem unheimlichen Schatten bin. Und jetzt, 2015, bin ich bereit, den Schatten hinter mir zu lassen.
Und euch auf diese Reise mitzunehmen. Denn wenn ich den aktuellen Statistiken Glauben schenke, müssten bei meinen Lesern auch die ein oder anderen dabei sein, denen es genauso ergeht.
Ihr werdet hier auf dem Blog darum in Zukunft regelmäßig Artikel mit der Kennzeichnung #recover2015 finden. Das können Erfahrungsberichte über Therapiemöglichkeiten oder Tipps zur Schmerzbekämpfung sein. Genaue Checks von Lebensmitteln oder -Gruppen. Oder einfach Mutmach- und Durchhalte-Posts.
Ich freue mich darüber, wenn ihr mich auf meiner Reise begleitet, auch wenn das Ziel noch nicht klar ist. Wenn ihr da seid, mitlest und euch dennoch weiterhin an meinen Rezepten erfreut, die es nach wie vor geben wird – und deren Protagonisten ich zu 100 % selbst aufesse.
25 Comments
Es tut mir sehr leid für dich, dass du dieses Problem zu tragen hast. Ich hoffe, die Last wird in Zukunft leichter für dich!
Alles Gute!
Liebe Conny,
Im ersten Moment war ich irritiert und auch erschrocken, als ich das Wort Krankheit las. Unsere fröhliche Conny? Krank? Und gerade fehlen mir die Worte, denn ich sitze hier und denke an den Clown hinter seiner Maske. Du hast eine wirklich perfekte Maske aufgesetzt bis jetzt. Ich bewundere dich für deinen Mut sich uns gegenüber zu öffnen, ich weiß nicht, ob ich so stark wäre. Und das Ziel? Der Weg ist doch das Ziel, oder? Und auf diesem begleite ich dich selbstverständlich und sehr gerne! Dicker Knutscher von mir <3
Liebe Monika,
ja – dieser Clown macht mir selbst ein bisserl Angst (wer hat bitteschön nicht Angst vor Clowns?!). Wenn man selbst mit so etwas lebt, dann wird das irgendwann so selbstverständlich – die Abläufe üben sich ein und festigen sich – dass es wieder einen „Gipfel“ braucht, um zu sehen wie es wirklich ist. Nämlich, dass es nicht so sein muss. Hoffe ich zumindest 😉
Und ich hoffe auch, dass du mich trotzdem weiterhin als die „fröhliche Conny“ wahrnimmst!
Alles Liebe aus Salzburg,
Conny
Liebe Conny, du hast die Lebenslust und so viel Positives im Herzen… anders kann man (ich) dich gar nicht wahrnehmen! 🙂 <3 .
Liebe Conny, schön, dass du den Mut gefunden hast, darüber zu schreiben. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass dies ein Schritt auf deinem Weg in eine annehmbare Normalität ist.Ich drück dich ganz fest, Claudia
Ich gehöre generell zu den „stillen“ Leserinnen, aber dein Posting hat mich direkt angesprochen und ich möchte dir einfach etwas schreiben.
Ich bin bei dem Thema nicht direkt selbst betroffen, jedoch einige Familienmitglieder. Es ist natürlich nicht vergleichbar, weil man als Angehörige ’nur‘ die Lauferei von einem Arzt zum anderen, die Auswirkungen der Krankheit auf Arbeit- und Privatleben etc mitbekommt, von den eigentlichen Schmerzen verschont bleibt.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und verlier nur nicht den Mut und deine Motivation. Meine Schwester hat es nach heftigen OPs und sehr viel Zeit geschafft, momentan von Crohn weitestgehend befreit zu sein; aber es kann jeden Moment wieder kommen.
Mit deinem ‚Outing‘ wirst du auch merken, wie viele eigentlich davon betroffen sind…..
Ganz viele Grüße aus Nürnberg
Caro
Liebe Carolin,
ich freue mich über jeden einzelnen Leser – auch über die stillen 😉
Eigentlich trägt man auch als Angehöriger seinen „Rucksack“ der Krankheit mit. Es ist wahrscheinlich nicht schön, Freunde & Familienmitglieder leiden zu sehen oder verzweifelt. Und oft stell ich mir vor, wie hilflos man da sein muss. Moritz, mein Freund, und ich haben da schon unser eigenes kleines System entwickelt, das wir anwenden. In Bezug auf unsere Krankheit sind wir ein eingeschworenes Team und er ist immer eine Stütze für mich. Das ist so wertvoll!
Ich freue mich sehr, dass die OP deiner Schwester geholfen hat. Ich denken dich und sie und schicke euch alles Positive!
Alles Liebe,
Conny
Hi Conny!
Ich wünsche dir verdammt viel Erfolg bei all deinen Vorhaben und ich wünsche dir, dass es dir gelingt, dem Morbus Crohn ein Schnippchen zu schlagen und viel mehr positive Momente als Negative zu erleben.
Ich freu mich auf all deine neuen Rezepte, denn auch ich möchte noch viel mehr Ernährungstechnisch umdenken – für uns alle und für meine Kleene und den Typ 1 , der uns jetzt schon fast ein Jahr seid Diagnose begleitet und sich so gut wie nie an Regeln hält…. jedenfalls nicht an meine….
Ganz liebe Grüße aus dem Norden, vom Deich
Claudia
Liebe Claudia,
ja, mit Erkrankungen lernt man erst so richtig, was Flexibilität heißt 😉
Dir und deinen Kleinen alles Liebe in den hohen Norden,
Conny
Ich finde es super, dass du hier so offen darüber schreibst. Ich habe den Schritt mit meiner Erkrankung ja vor ungefähr anderthalb Jahren gemacht und habe mich danach so befreit gefühlt. Ich hoffe, es geht dir auch so. Das ist dann schon mal eine Baustelle weniger. Und man kann anderen Betroffenen wirklich mit seiner Offenheit helfen. Und das ist eigentlich das Wunderbarste daran…
Liebe Fee,
dein „Outing“ habe ich eines Nachmittags mal nachgelesen – großer Respekt! 🙂
Grade bei einer Erkrankung im Bauch/Darm-Bereich heißt es ja von allen Seiten, dass man alles Gefühlte rauslassen soll. Weil es sonst brodelt und sich halt dann auf diesem schmerzhaften Weg Gehör verschafft.
Das Feedback ist überwältigend – und so traurig wie es für jeden einzelnen ist, so gut tut es auch zu merken, nicht allein mit der Sache zu sein 🙂
Liebe Conny,
ich gratuliere dir zu deinem Mut die Maske zu lüften – auch hier.
Das Leben nicht nur in der rosaroten Zuckerglasur zu leben sondern alle unsere Teile zu integrieren ist schon Heilung.
Wahrhaftig zu sein ist meist unbequem und oft verstörend für andere und doch der einzige Weg frei zu sein und das Leben ganz zu lieben.
Umarm dich fest und bin wie immer mega stolz auf dich!!!
Dorli
Liebe Conny,
Ein großes Kompliment möchte ich Dir heute aussprechen!!!
Ich finde es klasse wie Du nun mit dieser Krankheit in Zukunft umgehen möchtest 🙂
Einer meiner besten Freundinnen leidet seit vielen Jahren an Morbus Cron …
Sie hat es nicht einfach mit dem Verlauf Ihrer Krankheit, aber nie den Humor verloren.
Deshalb finde ich Deine Einstellung sehr bewundernswert!!!
Drück Dich,
Sabine
Liebe Sabine,
meinen Humor, den kann mir so schnell nichts austreiben. Und deiner Freundin auch nicht 😉
Alles Liebe,
Conny
Sehr mutig von dir, über deine Krankheit zu berichten! Ich habe auch eine (hat aber nichts mit Verdauung zu tun!) und ich finde es sehr ermutigend, wenn ich von anderen Erfahrungsberichten lese. Ich wünsche dir viel Erfolg, dass du lernst, mit deiner Krankheit gut zu leben!
Liebe Grüße
Nadja
Liebe Nadja,
um ehrlich zu sein war es lange für mich ein komplettes Tabuthema. Eigentlich bis zum 2. Jänner. Da hat sich was in mir gewandelt und ich hatte einfach das Bedürfnis, damit nach außen zu treten. Seltsam, oder?
Alles Liebe und bis bald,
Conny
Liebe Conny,
Das find ich nicht seltsam, nur natürlich! Geteiltes Leid ist halbes Leid – privat bin ich auch sehr gesprächig über meine, aber da ich ja als Lehrerin arbeite und meine Schüler vielleicht irgendwann meinen Blog entdecken, geht das halt online nicht so gut, weil es mich angreifbar machen würde.
LG
Nadja
Liebe Conny,
einmal mehr Hut ab und ja, ich mag deine ehrlichen Worte. Das Leben 1.0 ist wichtiger als heile Welt in 2.0 und ich werde ebensogern Recoverposts wie Kuchenposts lesen. ich freue mich schon sehr auf unser Wiedersehen im Mai,
alles Liebe
Lena
Dankeschön dass du bei mir bleibst, liebe Lena <3
Liebe Conny,
ich finde es gut, wichtig und auch sehr sehr mutig von Dir, dass du über Deine Krankheit schreibst. Ein einfacher Schritt ist das nicht, aber sehr hilfreich für andere Betroffene und bestimmt auch für Dich selbst.
Ich bin zwar „lediglich“ von einer Intoleranz geplagt, weiß aber ganz gut wie heftig, beeinträchtigend und schlimm solche Schmerzen und Krämpfe sein können. Auch, wie es ist stundenlang nicht aus dem Bad zu kommen. Es ist nicht schön und ich wünsche es keinem. Ich hoffe, dass Dir solche Momente weitestgehend erspart bleiben, auch wenn das nicht komplett möglich ist. Du bist stark!
Ich werde Deine #recover2015-Beiträge verfolgen und Deinen Blog weiterhin so gerne wie bisher lesen.
Liebe Grüße
Sonja
Liebe Sonja,
wir schaffen das. Es gibt ja wie immer gute und sehr gute Zeiten 😉
Alles Liebe,
Conny
Ich kann Deine Worte so gut nachvollziehen. Ich habe die letzte Nacht auch erst wieder Krampfanfälle gehabt und mich erstmal eine Stunde auf die Toilette verzogen. Was das genau ist?! Ich weiß es bei mir nicht. Ich reagiere eben einfach auf verschiedene Lebensmittel und meist in der Nacht geht es mir dann richtig schlecht. Bei manchen Lebensmitteln weiß ich sicher, dass ich sie meiden sollte, aber es kommen irgendwie immer wieder Neue hinzu. Mittlerweile beschränkt sich das zum Glück bei mir auf ca. 1 x im Monat … Ich wünsche Dir nur das Beste für das Jahr 2015 und werde die Beiträge spannend mitverfolgen!
Ohje Yvonne, das tut mir Leid so etwas zu lesen!
Kannst du nachvollziehen, auf welche Lebensmittel du reagierst?
Bei mir ist es seltsamerweise auch meist Abends/Nachts – obwohl ich über den Tag verteilt & regelmäßig esse…
Liebe Conny,
ich finde es gut, das Du hier von Deiner chronischen Krankheit berichtest.
Menschen, die das gleiche Problem haben, werden von Deinen Worten gestärkt… man merkt, das man nicht allein ist… das ist viel wert!
Ich sehe es an einem Familienmitglied, das auch an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leidet wie schlimm diese Schmerzen sein müssen. 🙁
Ich hoffe sehr und drücke Dir die Daumen, dass Du in diesem neuen Jahr größtenteils von diesen Schmerzen verschont wirst!!!
LG Sandra
Dankeschön Sandra, für dein tolles Kommentar!
„Mit-Erkrankter“ zu sein, wenn ich es mal so formuliere, ist bestimmt nicht schön.
Ich wünsche auch dir und deiner Familie sorglose Zeiten 🙂
Alles Liebe,
Conny