Normalerweise erzähle ich ja gerne Geschichten. Von den Menschen um mich herum, von mir, aber natürlich auch vom Essen. Heute meine lieben Damen und Herren, soll sich alles um den letzten Rest vom Frühling drehen: Um das Rhabarber-Jogurtmousse-Törtchen.
Die Kruste: Der Boden war die größte Herausforderung. Wer mich schon länger verfolgt wird wissen, dass ich mit Mürbteig auf Kriegsfuß stehe. Aber sowas von! Er klappt leidergottes nur in Ausnahmefällen. Daher hatte ich auch ein wenig Angst vor dem Boden des Törtchens. Dennoch war dieser hier ein Traum. Easy in der Zubereitung, einfach zum Ausrollen und Verarbeiten und tiptop im Geschmack. Der Boden blieb trotz Creme lange knusprig und hatte eine tolle gelbgoldene Farbe. Das kam wohl durch den großen Anteil an Lupinenmehl, das im Teig ist.
Die Creme: Wie erwartet ist die Creme des Törtchens ein leichtes Wölkchen auf der Kuchengabel. Sie ist aus griechischem Jogurt und etwas Schlagobers, der der Creme die Luftigkeit gibt. Eintauchen wollten wir am liebsten, wie wir mit der Kuchengabel vor dem Törtchen saßen und sich keiner gieriger als der andere essen traute.
Das Topping: Beim Rhabarber habe ich ein wenig mit Aromen experimentiert. Ich liebe es ja, mit Rotwein zu backen (wie ihr an den Rotwein-Brownies oder den Rotwein-Minigugln bereits erahnen konntet) und so liess ich es mir auch beim Topping nicht nehmen, den Rhabarber mit einer gehörigen Portion Tempranillo aufzukochen. Tempranillo ist ein besonders würziger Rotwein aus Spanien. Ein paar Pfefferkörnchen und eine Zimtstange in den Sud und schon entsteht ein Rhabarber-Märchen-Topping, das ich am liebsten pur aus dem Topf verschlungen hätte. Kuchen und seine Einzelkomponenten nicht generell vor dem Servieren zu verschlingen erfordert übrigens höchste Disziplin!
Ihr seht: dieses Rhabarber-Jogurtmousse-Törtchen ist vielschichtig. Egal von welcher Seite man es anpackt, es zeigt sich mal knusprig, mal cremig und mal fruchtig. Wie man das Törtchen dann schlussendlich isst, bleibt euch überlassen. Gehört ihr zu Fraktion derer, die genüsslich Komponente für Komponente verspeisen? Oder liebt ihr die Symbiose auf allen Ebenen – ein bisschen Creme auf der Gabel nebst Kruste und Topping?
Rhabarber-Jogurtmousse-Törtchen – für eine 18 cm Springform
Für den Boden
- 150 g glattes Weizenmehl
- 60 g Süßlupinenmehl – zB. von Nu3
- 1,5 El Kristallzucker
- 1 TL Zitronenzesten
- 1 Prise Salz
- 155 g kalte Butter in Würfeln
- 1 sehr großes Eigelb
- 2 EL Wasser
Für das Jogurtmousse
- 1 TL Gelatine-Pulver
- 1 TL kaltes Wasser
- 115 g + 1 EL Schlagobers
- 2 EL brauner Zucker
- 235 g griechischer Jogurt
- 1 EL Zitronenzesten
- 1 Prise Salz
Für das Rhabarber-Topping
- 280 g Kristallzucker
- 50 ml Wasser
- 150 ml trockener Rotwein (zB. Tempranillo)
- 1 Zimtstange
- 5 Pfefferkörner
- 1/2 TL Vanille-Extrakt
- 1 Prise Salz
- 450 g Rhabarber in Stückchen
- 1 TL Zitronensaft
Als erstes bereiten wir den Boden zu. Dazu die beiden Mehlsorten, Kristallzucker, Zitronenzesten und Salz in einer Schüssel vermischen. Butter in Würfeln dazugeben und mit kühlen Fingerspitzen rasch einarbeiten. Das Eigelb mit dem Wasser dazugeben und ebenfalls einarbeiten, bis ein glatter gelber Teig entsteht. Zu einer Kugel verarbeiten und dann flachdrücken. Im Plastikfolie im Kühlschrank etwa 1 Stunde durchziehen lassen.
Nach der Ziehzeit den Teigboden auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche ausrollen, sodass der Teig etwa einen halben Zentimeter dick ist. Die Springform mit dem Teig auslegen und noch einmal 20 Minuten kühlen. Den Backofen auf 190° Ober/Unterhitze vorheizen. Den Teigboden mit Backpapier auskleiden und beschweren – ich verwendet dafür immer trockene Kichererbsen. Die Backofentemperatur gleich auf 175° reduzieren und den Boden auf mittlerer Schiene etwa 20 bis 25 Minuten backen. Danach vollständig in der Springform abkühlen lassen.
Für das Jogurtmousse die Gelatine über das Wasser in einer kleinen Schüssel streuen und kurz stehen lassen. Sie sollte nach fünf Minuten ganz weich werden. 1 EL Schlagobers mit dem braunen Zucker vermischen und in einem kleinen Topf erhitzen, bis er sich auflöst und die Mischung warm ist. Die Gelatinemischung einrühren und das Ganze von der Hitze nehmen. In einer Schüssel das Jogurt mit den Zitronenzesten und dem Salz vermischen, die Gelatinesahne hinein geben und alles gut verrühren. Mit dem Stand- oder Handmixer den restlichen Schlagobers steif schlagen und vorsichtig unter das Jogurt heben. Jogurtmousse in den Teigboden füllen, glatt streichen und für etwa 2-3 Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen.
Währenddessen machen wir uns an das Rhabarbertopping. Dafür den Zucker mit dem Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. So lange köcheln, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Kurz von der Flamme nehmen, die Hälfte des Rotweins sowie die Zimtstange, Vanille und die Pfefferkörner hinzugeben und noch einmal aufkochen. Jetzt den Rhabarber sowie den restlichen Rotwein mit dem Zitronensaft zur Mischung geben und köcheln, bis der Rhabarber weich, aber ist abet nicht zerfällt. Den Rhabarber aus der Flüssigkeit nehmen und im Kühlschrank abkühlen lassen. Aus dem restlichen süßen Rotwein einen Sirup köcheln.
Zum Servieren den Rhabarber auf das Jogurtmousse geben und mit ein paar Löffeln des Rotweinsirups beträufeln.
Perfektionisten bitte jetzt wegschauen! Der Rhabarbersirup, der während des Topping-Kochens entsteht hat da nämlich ehrlich seinen Platz auf dem Teller verdient. Das edle Tröpfchen wegwischen, nur damit das Foto perfekt ist? Lieber nicht.
Feiert doch noch ein letztes Mal den Frühling mit Rhabarber und mir, bevor uns die Sommerhitze endgültig einnimmt.
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