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Selbstgemachter Powidl | ein süßer Mundartgruss aus Österreich

September 16, 2015
selbstgemachtes Powidl aus frischen Zwetschgen

Bevor ich dir das Rezept für den selbstgemachten Powidl verrate – und das ist wirklich denkbar einfach, glaub mir! – möchtest du vielleicht noch wissen, was das überhaupt ist. Schadet ja nicht, gell?

Powidl
(„der“ – Hauptwort – Plural)
Süßer Aufstrich aus Zwetschgen, der an den Fingern klebt und vorzugsweise auf dunklem Brot verspeist werden möchte.

In Österreich wird Powidl vor allem in der Mehlspeisküche verwendet, zum Beispiel in Buchteln, Pofesen oder in Germknödeln. Zum letzteren möchte ich unbedingt festhalten: Nur ein Germknödel mit Powidl ist ein echter Germknödel! Glaub niemandem, der behauptet, da käme Blaubeerkompott rein! Eine fatale Lüge oder blankes Unwissen.

Vielleicht nennt man Powidl bei dir in der Gegend Pflaumenmus. Wobei – und das ist der größte Unterschied – traditioneller Powidl im Gegensatz zum Pflaumenmus ganz ohne Zucker gekocht wird. Ja wirklich, da kommt nix rein außer Früchte. Fein, oder?

Ich habe mir sagen lassen, dass Powidl in der Schweiz den hübschen Namen Latwerge trägt und früher als Medizin gereicht wurde.

Meine Variante des Powidls geht auf eingehende Recherche zurück. Du glaubst gar nicht, wieviele verschiedene Rezepturen und Zubereitungsarten es gibt! Mit Zucker oder ohne, mit Gewürzen oder Zitrone. Die Variante mit dauernd rühren, die Variante mit niemals rühren. Im Uhrzeigersinn oder dagegen. Auf dem Herd oder im Backofen. Ich habe sogar ein Rezept in einem Buch gefunden, das halb unter meinen Fingern zerbröselte, wo Zaubersprüche während des Köchelns gemurmelt werden müssten. Dass gutes Powidl mit Magie zu tun hat möchte ich ja gar nicht abstreiten aber … Zaubersprüche gingen mir dann doch zu weit.

Wichtig, wenn du Powidl zubereiten möchtest:

  • Mach gleich mehr davon! Die Zwetschgen werden sich während des Kochens auf ein Fünftel einreduzieren. Kurz gesagt: 5 Kilo Zwetschgen ergeben 1 Kilo Powidl.
  • Nimm die reifsten Zwetschgen die du finden kannst. Sie sollten so reif sein wie möglich und es ist auch okay, wenn sie erst nach dem ersten Frost erntest. Je reifer die Früchte, umso süßer sind sie.
  • Lass dir Zeit. Je nach Menge muss das Powidl mindestens drei Stunden kochen. Hab also Geduld und gönn dir eine Maniküre oder ein bisserl Binge Watching auf Netflix.

selbstgemachtes Powidl aus frischen Zwetschgen

selbstgemachter Powidl

Du brauchst dafür:

  • so viele reife Zwetschgen wie möglich – bei mir waren es ungefähr 3 Kilo

Den Backofen auf 180 Grad Umluft vorheizen. Die Zwetschgen waschen, halbieren und die Kerne entfernen. Früchte in einen großen Topf oder Bräter geben.

Die Zwetschgen im Topf auf mittlerer Schiene in den Ofen stellen – und da bleiben sie auch vorerst für drei bis vier Stunden. Mindestens. Je nachdem, wieviele Zwetschgen du hast verlängert sich die Kochdauer. Von Zeit zu Zeit umrühren. Hat der Powidl eine dicke, teerähnliche Konsistenz erreicht, hast du’s geschafft: Der Powidl ist fertig. Gleich noch heiß in Gläser füllen und über Kopf abkühlen lassen.

selbstgemachtes Powidl aus frischen Zwetschgen

Streich den Powidl auf eine dicke Scheibe dunkles Brot mit Butter. An Butter nicht geizen, es ist okay, dass die Schicht bisserl dicker ist. Umso großzügiger gehen wir auch mit dem Powidl um. Powidl schmeckt auch herrlich auf Müsli. Und pur natürlich, löffelweise.

„Des is ma Powidl!“
ist Österreichisch für „Das ist mir egal!“

selbstgemachtes Powidl aus frischen Zwetschgen

Auf Facebook habe ich vor ein paar Tagen nach den Geheimtipps meiner Leser gefragt – und die möchte ich natürlich nicht unerwähnt lassen:

Anja von Gänseblümchen & Sonnenschein macht im Herbst gerne Zwetschgenröster. Der übersteht den Winter – wenn er nicht vorher verspeist wurde – und lässt sich sogar einfrieren.

Si Su ist mit Powidl aufgewachsen und von ihr habe ich mich auch hauptsächlich inspirieren lassen. Sie bereitet Powidl auch im Ofen zu und verfeinert ihn noch mit Zucker, Zimt und Kardamom.

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3 Comments

  • Reply Kathi Schmid Oktober 12, 2020 at 16:52

    Danke fürs Rezept. Mit Deckel in den Ofen oder ohne? Ich habs jetzt ohne drin

  • Reply Onorio September 6, 2020 at 17:08

    Mmmmmh POWIDL! Kenne ich aus meiner Kindheit, mein vielreisender Vater brachte es uns ins Tessin nach Hause.
    Hingegen wird LATWERGE – Holunderlatwerge, Wacholderlatwerge – ausschliesslich aus deren Saft oder Sirup hergestellt, Es ist somit ein Dicksaft – Birnendicksaft, Obstdicksaft usw

  • Reply Krisi September 16, 2015 at 12:26

    Wieder was gelernt, habe ich nämlich tatsächlich nicht gekannt;) Aufjedenfall sehr lecker und ich hätte sehr gerne ein Gläschen davon;)
    Liebe Grüsse,
    Krisi

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