Bevor ich dir das Rezept für den selbstgemachten Powidl verrate – und das ist wirklich denkbar einfach, glaub mir! – möchtest du vielleicht noch wissen, was das überhaupt ist. Schadet ja nicht, gell?
Powidl
(„der“ – Hauptwort – Plural)
Süßer Aufstrich aus Zwetschgen, der an den Fingern klebt und vorzugsweise auf dunklem Brot verspeist werden möchte.
In Österreich wird Powidl vor allem in der Mehlspeisküche verwendet, zum Beispiel in Buchteln, Pofesen oder in Germknödeln. Zum letzteren möchte ich unbedingt festhalten: Nur ein Germknödel mit Powidl ist ein echter Germknödel! Glaub niemandem, der behauptet, da käme Blaubeerkompott rein! Eine fatale Lüge oder blankes Unwissen.
Vielleicht nennt man Powidl bei dir in der Gegend Pflaumenmus. Wobei – und das ist der größte Unterschied – traditioneller Powidl im Gegensatz zum Pflaumenmus ganz ohne Zucker gekocht wird. Ja wirklich, da kommt nix rein außer Früchte. Fein, oder?
Ich habe mir sagen lassen, dass Powidl in der Schweiz den hübschen Namen Latwerge trägt und früher als Medizin gereicht wurde.
Meine Variante des Powidls geht auf eingehende Recherche zurück. Du glaubst gar nicht, wieviele verschiedene Rezepturen und Zubereitungsarten es gibt! Mit Zucker oder ohne, mit Gewürzen oder Zitrone. Die Variante mit dauernd rühren, die Variante mit niemals rühren. Im Uhrzeigersinn oder dagegen. Auf dem Herd oder im Backofen. Ich habe sogar ein Rezept in einem Buch gefunden, das halb unter meinen Fingern zerbröselte, wo Zaubersprüche während des Köchelns gemurmelt werden müssten. Dass gutes Powidl mit Magie zu tun hat möchte ich ja gar nicht abstreiten aber … Zaubersprüche gingen mir dann doch zu weit.
Wichtig, wenn du Powidl zubereiten möchtest:
- Mach gleich mehr davon! Die Zwetschgen werden sich während des Kochens auf ein Fünftel einreduzieren. Kurz gesagt: 5 Kilo Zwetschgen ergeben 1 Kilo Powidl.
- Nimm die reifsten Zwetschgen die du finden kannst. Sie sollten so reif sein wie möglich und es ist auch okay, wenn sie erst nach dem ersten Frost erntest. Je reifer die Früchte, umso süßer sind sie.
- Lass dir Zeit. Je nach Menge muss das Powidl mindestens drei Stunden kochen. Hab also Geduld und gönn dir eine Maniküre oder ein bisserl Binge Watching auf Netflix.