Ich war schon immer größer und breiter. Körperlicher Natur. Nicht im Sinne von groß und dick, aber schon ein bisserl „treakat“ wie wir Österreicher zu sagen pflegen. Und bis auf die paar Jahre zwischen 14 und 16, in denen ich mit meinem Körper im Einklang war, bin ich mir dessen auch durchaus schmerzlich bewusst.
Besonders jetzt im Sommer. Was für die einen die schönste Zeit des Jahres ist, wird für mich jedes Mal wieder zur Herausforderung. Kurze Hosen in der Öffentlichkeit tragen? Niemals! Knappe Röcke ohne Strumpfhosen? Wo denkst du hin! Tops ohne Ärmel? Nur über meine Leiche! Daher möchte ich euch jetzt ein Geheimnis verraten: Ich vermeide den Sommer wo es nur geht. Doch genauso wie Fee bemerke ich diesen Sommer eine kleine Veränderung. Oder denke sie mir zumindest herbei.
Im letzten Sommer kann ich die Badesee-Besucher an keiner Hand abzählen. Ich war nämlich nie dort. Auch bei 35 Grad im Schatten hat mich nichts an einen Ort gebracht, der mich halbnackt Freunden und Fremden präsentiert. Feingliedrige Freundinnen und Fremdinnen mit langen Beinen, dafür ganz ohne Bauch. Beschämend war das, blickt man da selbst auf seinen wenig definierten Körper hinunter. Versteht mich nicht falsch – Ausflüge zum See gab es schon. Nur blieb ich lieber mit langem Rock und T-Shirt, das meine Oberarme bedeckt, auf der Wiese sitzen und schaute zu. Neidisch, traurig und saumäßig schwitzend.
Woran das ganze Dilemma liegt? Ich könnte den Medien die Schuld in die Schuhe schieben oder den Modelabels, die immer eine Nummer zu klein schneidern. Dabei gibt es hier nur eine Erklärung: ich esse viel zu gerne. Jawohl. Aber dazu unten mehr.
Dieses Jahr ist es ein wenig anders. Mir kommt nicht nur der Trend zu langen, fließenden Röcken zu Gute, sondern auch ein neues Körpergefühl. Heuer traue ich mich das erste Mal seit mehr als zehn Jahren in Trägerhemdchen auf die Straße. Letztes Jahr war es undenkbar, mich der Öffentlichkeit schulterfrei zu präsentieren. Sogar kurze Hosen und Kleider werden nicht mehr stiefmütterlich in die hinterste Ecke des Kleiderschranks verbannt. Manchmal, wenn ich ein besonders vorteilhaftes Exemplar ergattern kann, trage ich diese kurzen Sachen sogar gerne. Dieser Sommer wird in die Geschichte eingehen. Warum? Weil ich dieses Jahr per heute, dem 8. Juli 2015, öfter am See baden war als in den letzten drei Jahren – gemeinsam!
Eines ist allerdings geblieben: der Appetit. Für die Traumfigur ewig auf alles verzichten, was schmeckt? Nie wieder Kuchen essen, oder Muffins oder Torte oder Scones? Furchtbarer stelle ich mir selbst die Hölle nicht vor. Und dann sitzt da auf der Schulter dieser wohlgenährte Teufel und fragt: „Willst du dich wirklich den ganzen Sommer in einem Zelt aus Baumwolle verstecken? Erinnerst du dich daran, wann du das letzte Mal den Bauch NICHT eingezogen hast?!“.
Zugegeben, es sind noch ein paar Meilen bis zur völligen Selbstakzeptanz. Aber wer kann das schon von sich behaupten? Darum akzeptiere ich mich lieber, meinen Körper vom Kinn bis zu den Unterschenkeln, und die Tatsache dass ich mich wohl nie ganz akzeptieren werde.
Während ich also darauf warte, bis Rubensfrauen endlich wieder in Mode sind, werfe ich den Ofen an und backe ein Zupfbrot. Eines, das dem Teufel auf meiner Schulter die Schweissperlen auf die Stirn treiben wird.
Würziges Zupfbrot mit Sardellen und Paprika – für eine 25 cm Kastenform
- 100 g Butter + etwas mehr für die Form
- 3 Sardellenfilets aus der Dose
- 1 Bund Petersilie
- 1 TL grobes Meersalz
- 1 Glas geröstete Paprika (370 ml)
- 400 g glattes Weizenmehl
- 1 Pkg. Backpulver
- 200 g Magertopfen
- 80 ml Milch
- 80 ml Olivenöl
- 1 EL Kristallzucker
- 1 Ei
- eine Prise Salz
Den Backofen auf 175° Umluft vorheizen. Als erstes bereiten wir die Füllung zu. Dafür 100 g Butter in einem kleinen Topf schmelzen und von der Hitze nehmen. Die Sardellen ganz fein hacken. Petersilie waschen und ebenfalls fein hacken. Sardellen mit Petersilie und Meersalz zur Butter geben und gut verrühren. Die Paprika aus dem Glas nehmen, gut abtropfen lassen und in Streifen schneiden.
Für den Teig das Mehl mit dem Backpulver mischen und in eine große Schüssel oder die Schüssel des Standmixers geben. Mit Topfen, Milch, Öl, Ei, dem Kristallzucker und einem TL Salz mit dem Knethaken zu einem glatten Teig verarbeiten. Auf die bemehlte Arbeitsfläche geben und zu einer längliche Rollen formen. Mit dem Nudelholz zu einem Rechteck (oder so ähnlich!) ausrollen, das etwa 25 x 70 cm misst. Keine Sorge, wenns nicht ganz genau ist – es wird am Ende niemand nachmessen!
Die Kastenform fetten und mit Mehl ausstäuben. Den ausgerollten Teig mit der Sardellenbutter bestreichen und die Paprikastreifen gleichmäßig drauf verteilen. Und nun wirds spannend: Den Teig mit dem Pizzaroller in 10 cm breite Längsstreifen und 10 cm breite Querstreifen schneiden. Die Kastenform senkrecht an die Wand lehnen, sodass sich die Teigrechtecke leichter schichten lassen. Jeweils 5-6 Rechtecke übereinander schlichten und mithilfe einer Küchenspatel in die Kastenform legen. Das macht ihr so lange, bis alle Rechtecke aufgebraucht sind. Die Form wieder waagrecht stellen und wenn nötig die Teigplatten zurecht zupfen.
Das Zupfbrot auf der unteren Schiene etwa eine Stunde backen. Falls das Brot zu braun wird nach einer halben Stunde mit Alufolie abdecken. Nach der Backzeit das Brot aus dem Ofen nehmen und noch in der Form abkühlen lassen.
Serviert das Zupfbrot jenen Menschen, die erst erkennen müssen, wie toll sie aussehen. Und natürlich auch den anderen, die eh schon wissen wie hübsch sie sind.
6 Comments
Liebe Conny,
also, als jemand der dich live und in Farbe kennt muss ich schon sagen: Mit einer Rubensfrau hast du ungefähr so viel zu tun, wie Schokotorte mit Oberskren. Aber: Deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen!
Dankeschön liebe Caro 🙂
Leider kann man selbst nicht aus seiner Haut und fühlt eben was man fühlt. Mal besser, mal weniger gut.
Deine Worte heitern mich jedenfalls auf!
Alles Liebe,
Conny
Danke, liebe Conny, für deinen Beitrag, ich habe dich gerade verlinkt <3
Liebe Conny, wen interessiert schon ein bisschen mehr auf den Hüften (also, wenn das denn überhaupt so ist?), wenn man eine tolle Ausstrahlung hat, wie du! Dein Lachen und deine offene, herzliche Art, das alles macht dich so viel schöner als irgendwelche spindeldürren Models. Und gutes Essen ist eh das Beste, was es gibt. Ich mag dich wie du bist <3
ooooh dankeschön liebe Ani <3 So liebe Worte!
Ich freu mich schon, wenn wir uns bald wieder gegenseitig anstrahlen können 😉
So wahr, was du da aussprichst! Ich hab mich auch gerade mit dem Thema „Foodbloggen und Hüftgold“ beschäftigt und bin auch der Meinung, dass ich nicht auf leckeres Essen verzichten möchte. Dafür versuche ich, mich mehr zu bewegen, um mich wohler in meiner Haut zu fühlen. Freibad und Badesee sind für mich trotzdem noch schwierig – aber mit einem Trägertop und Shorts auf die Straße zu gehen, habe ich diesen Sommer schon geschafft 🙂
Liebe Grüße und vollstes Verständnis
Carina